Gregor Firner trägt seit 40 Jahren die Mittelbadische Presse in Wolfach-Halbmeil aus. Ohne den Job würde ihm etwas fehlen, sagt der rüstige Rentner.
»Wir hatten frisch gebaut und wollten mehr finanziellen Spielraum«, erinnert Firner sich an seine Anfänge. Als er mitbekam, dass sein Vorgänger aus Altersgründen aufhören wollte, bewarb er sich. In früheren Jahren ließ sich die Aufgabe gut mit seinem Beruf im öffentlichen Dienst vereinbaren. Irgendwann war das Haus abbezahlt, aber Firner machte weiter: »Ohne das Austragen würde mir etwas fehlen«, sagt er. Und er blickt auch in die Zukunft: »Ich will das weitermachen, solange ich kann.«
So gegen 3 Uhr morgens muss er raus, aber Firner sieht das positiv: »Während andere in meinem Alter über schlaflose Nächte klagen, habe ich damit kein Problem.« Ging er früher nach dem Austragen gleich zur Arbeit, kann er inzwischen gegen 5.30 Uhr seinen Kaffee trinken und die Zeitung lesen. »Dabei kann ich entspannen«, sagt Firner. Wenn er dann müde wird, legt er sich bis um 8.30 Uhr schlafen. Dann geht es in die Kleintierzuchtanlage: 30 Kaninchen, 40 Hühner und sieben Ziegen warten darauf, von ihm versorgt zu werden.
Inzwischen lässt Firner es ruhiger angehen und gönnt sich sogar einen Mittagsschlaf. Vor zwei Jahren hat er seinen Arbeitsrhythmus verändert. »Wir haben uns ein Wohnmobil zugelegt«, verrät er. Deshalb wollte er mehr Freiheiten, um verreisen zu können. »Ich habe jemanden gefunden, der das Gebiet mit mir teilt«, so Firner. Er stellt zwischen dem 1. und 15. jeden Monat zu – sein »Tandem« vom 16. bis 31. Vollkommen selbstständig managt er nun mit dem zweiten Zusteller Dienst- und Urlaubspläne. Öfters übernimmt er sogar zusätzlich Urlaubsvertretungen in anderen Gebieten: In sieben verschiedenen kann er eingesetzt werden. Er selbst hat noch nie eine Krankheitsvertretung gebraucht. Das Zustellen härtet ab, ist er überzeugt davon, dass ihn seine morgendliche Arbeit widerstandsfähig gemacht hat – zusätzlich zur »inneren Einstellung«.
Nach so langer Zeit kann Firner natürlich sagen: »Man kennt mich als Zusteller.« Eine Reklamation hat es die ganzen 40 Jahre in seinem Gebiet nicht gegeben, dafür aber jede Menge Achtung und Dankbarkeit. Das merkt er auch zur Weihnachtszeit, wenn er gute Wünsche und auch etwas zugesteckt bekommt. Sein Gebiet ist weitläufig, deshalb nimmt Firner zur Zustellung das Auto. Früher musste er gelegentlich nachmittags eine weitere Runde drehen, weil damals die Zusteller die Abogebühren abrechnen mussten. Als der Bankeinzug kam, war das eine große Erleichterung«, sagt er.