Traditionell wurden im Rahmen der Adventsfeier in der Ortenberger „Krone“ Zusteller für ihre langjährige Treue und Zuverlässigkeit geehrt: Insgesamt tragen sie 110 Jahre die Zeitungen aus.
VON BETTINA KÜHNE
Ortenberg. Das letzte der traditionellen Adventsessen der Zusteller der MPZ (Mittelbadische Presse Zustellservice GmbH & Co. KG) fand in Ortenberg statt: Dort folgten über 50 Zusteller aus Bezirken in Offenburg, Ortenberg, Durbach und Schutterwald der Einladung, unter anderem mit den Gebietsleitern Martin Grumer und Sabine Sandhaas und dem Betriebsratsvorsitzenden Axel Schmider einen gemütlichen Abend in der „Krone“ zu verbringen. Dr. Martin Braun, Geschäftsführer des Zustellservices und Personalleiter von reiff medien, fasste den Dank des Unternehmens an die treuen Mitarbeiter in Worte: Er würdigte damit den Einsatz und die Leistung der treuen Mitarbeiter. Sechsmal in der Woche stehen sie zwischen Mitternacht und 2 Uhr auf, um während andere noch schlafen, die Zeitungen mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß direkt zum Abonnenten zu bringen. Sie trotzen Regen, Schnee und Glatteis, um die druckfrischen Exemplare in die Briefkästen zu befördern und pünktlich für Lesestoff zu
sorgen. Dr. Martin Braun konnte zusammen mit Gebietsleiter Martin Grumer im Rahmen des Adventsessens sieben besonders langjährig tätige Zusteller und Zustellerinnen ehren. Brigitte Braun aus Offenburg und Kurt Leitner aus Offenburg-Bühl wurden für 20 Jahre geehrt. Außer einer Urkunde überreichte der Geschäftsführer einen Barbetrag und Geschenkkörbe. Für den erkrankten Adolf Melcher, der seit zehn Jahren aktiv ist, nahm seine Frau die Ehrung entgegen. Ebenfalls nicht anwesend sein konnten Claudia Neumann (10 Jahre), Heike Leberer (15 Jahre), Anna Herms (20 Jahre) und Manfred Herms (25 Jahre). Anschließend nutzten die Zusteller die Gelegenheit, mit ihren Kollegen ins Gespräch zu kommen. Denn auch wenn sie nachts in ganz unterschiedlichen Gebieten arbeiten, kennen sie sich
doch: Regelmäßig wird gemeinsam gefeiert. Neben dem Adventsessen, bei dem in diesem Jahr Feldsalat, Sauerbraten und Eis mit heißen Kirschen serviert wurde, steht auch ein Sommerfest im Kalender.
Gut gelaunt durch die Nacht
„Es hat super gepasst, genau wie ich es mir vorgestellt hatte“, erinnert sich Brigitte Braun. Seit 20 Jahren ist sie als Zustellerin tätig, inzwischen als Vollzeitkraft. „Angefangen habe ich aber als junge Mutter“, berichtet sie. Damals hatte ich eine Annonce entdeckt, in der Zeitungszusteller gesucht wurden. Die Kinder betreute nachts der Vater, und für sie war die Arbeitszeit genau richtig: „Ich bin ohnehin eine Nachteule.“ Sie ging also zum Vorstellungsgespräch, „und am selben Abend bin ich eingestiegen“. In Willstätt, wo sie immer noch ein Gebiet betreut – und wo das „Phantom von Kehl“ sein Unwesen trieb. „Ich hatte Angst, aber mein Gebietsleiter hat mich immer wieder kontaktiert und mir Mut gemacht.“ Als der Täter dann gefasst war, fühlte sie sich auch im Willstätt heimisch. Aber: Es war nur ein Nebenjob, die Kinder wurden älter, sie wollte wieder ganztags arbeiten. Die Zustelltätigkeit musste sie zunächst abbrechen, doch dann spielten ihr Veränderungen in die Karten: „Ich konnte den Zustelljob zum Hauptberuf machen.“ Inzwischen betreut sie vier Gebiete, drei in Offenburg und eines in Willstätt. Aber: „Auch vertretungsweise kommt man rum, das kann auch mal Ohlsbach sein.“ Mehr noch: Auch ihren
Mann begeisterte sie für das Metier, er unterstützt die MPZ seit fast zehn Jahren. Und ihren Sohn gewann sie für einen Nebenjob als Zusteller, er feiert ebenfalls bald sein Zehnjähriges. Los geht es für Braun um 0.30 Uhr, zwischen 5 und 6 Uhr hat sie dann rund 850 Zeitungen bei den Lesern ausgeliefert. Auf schlechtes Wetter reagiert sie mit passender Bekleidung. Das einzig, was sie am Regen stört, sind nasse Zeitungsrohre: „Dann falte ich die Zeitungen zwei Mal, damit sie oben klemmen bleiben und nicht im Wasser liegen.“ Kurt Leitner ist ebenfalls seit 20 Jahren in Zell-Weierbach unterwegs. Der 89-Jährige lernte in der Schweiz seine Frau kennen – eine Offenburgerin. 1964 zogen sie nach Bühl Dorf, er arbeitete in der Milchzentrale. Im Ruhestand begannen die Zipperlein – neues Kniegelenk, versteifte Wirbel. „Ich muss mich unbedingt bewegen, sonst roste ich ein“, sagt der charmante Österreicher, weshalb ihm die Zeitungszustellung richtig guttut. Los geht es für ihn um 1.30 Uhr. Wenn er die Zeitungspacken erhält, startet er mit Humor in den Arbeitstag: „Nach dem Blick auf die Titelseite lese ich gleich den Comic auf der Ortenauseite.“ „Unterwegs bin ich in vier Gebieten in Zell-Weierbach.“ Es geht nicht nur bergauf und bergab, sondern auch so manche Treppe hat der Senior zu bewältigen. 35 Stufen hat die längste, hat er einmal nachgezählt. Inzwischen wird das meiste mit dem Auto bewältigt, die Tochter
engagiert sich ebenfalls als Zustellerin. Früher leistete seine Frau Gesellschaft, aber sie ist erkrankt und muss sich schonen. Er freut sich auf die Adventszeit, weil da der Austausch mit den Abonnenten intensiver wird: Weihnachtsgrüße gehen hin und her, und so manches Mal gibt es von den treuen Lesern auch ein „Christkindl“.
INFO: Wer sich für einen Nebenjob als Zusteller im Verbreitungsgebiet der MITTELBADISCHEN PRESSE interessiert, kann sich unter www.zusteller-ortenau.de informieren und bewerben. Kontakt über Whatsapp: 0172/7412118.
Fotos: Christoph Breithaupt