Bei einem Adventsessen wurden Zeitungszusteller des OFFENBURGER TAGEBLATTS geehrt. Eine von ihnen: Johanna Göppert, die seit 45 Jahren Zeitung ausliefert – und dabei schon so einiges erlebt hat.
VON FRANZISKA HECK
Offenburg/ Friesenheim.
Gengenbach, Schutterwald, Hohberg, Zunsweier… Kurz: „Alles, was südlich von Offenburg liegt“, wie Marcus Gauch, Geschäftsführer des Zustellservices, es nennt. Das ist das Gebiet, in dem rund 80 Zeitungszusteller der MITTELBADISCHEN PRESSE genau dann auf den Beinen sind, wenn die Leser noch schlafen. Für ihren Einsatz wurden sie jetzt zum Adventsessen in den „Mühlenhof“ nach Friesenheim eingeladen und einige Jubilare unter ihnen geehrt.
„Die beste Zeitung ist nichts wert, wenn sie bei den Lesern nicht zu Hause ankommt“, richtete Marcus Gauch das Wort an die 40 erschienenen Zusteller. Zusammen weisen diese eine Betriebszugehörigkeit von über 560 Jahren auf.
Geschäftsführer Martin Braun überbrachte auch die Grüße der Verlegerfamilie Reiff an die Anwesenden. Den Jubilaren gratulierte er und dankte ihnen für ihre Treue und ihr Engagement. Sie seien bei jedem Wetter unterwegs, damit die Zeitung pünktlich morgens in den Briefkästen ist.
Für 45 Jahre – und das ist die längste Zeitspanne von allen – wurde Johanna Göppert für ihre Arbeit als Zustellerin geehrt. Sechs Tage die Woche liefert sie von halb vier bis 5 Uhr morgens die Zeitungen in Diersburg aus. 86 Zeitungen, um genau zu sein, das macht eine Strecke von 13 Kilometern jeden Morgen.
Vor 74 Jahren in Diersburg geboren, ist Johanna Göppert bestens mit dem kleinen Ort vertraut und hat auch einen persönlichen Bezug zu den Zeitungslesern. Um Weihnachten rum werde sie alle mal anrufen, um ein bisschen zu plaudern. Denn wenn sie sonst in den frühen Morgenstunden vor der Tür steht, sind die meisten noch nicht ansprechbar.
Johanna Göppert selbst macht das frühe Aufstehen nichts aus: „Die frische Luft macht munter“, erklärt sie, und die Bewegung, natürlich. Seit 20 Jahren ist auch ihr Mann Karl Göppert als Zusteller für Diersbug aktiv, und gemeinsam fahren sie mit dem Auto die Straßen entlang, halten an, und laufen dann die jeweiligen Adressen ab. Über die Jahre ist das Ehepaar ein eingespieltes Duo geworden: „Wir wechseln uns auch ab. Wenn der eine mal ein Hühnerauge hat, läuft der andere eben mehr.“
Um 2 Uhr nachts
Um 2 Uhr nachts, anderswo legen sich Spätsünder gerade schlafen, steht Karl Göppert auf. Wenn alles glatt läuft, kommt genau dann die E-Mail von der MITTELBADISCHEN PRESSE, die verkündet, dass die Zeitungen jetzt unterwegs sind. „Dann geht er zuerst ins Bad, deshalb kann ich noch eine halbe Stunde länger schlafen“, sagt sie lachend.
Früher, als die Technik noch nicht auf dem heutigen Stand war und keine E-Mail eine etwaige Verspätung der Zeitung ankündigen konnte, saß Johanna Göppert manchmal mit ihrer damaligen Zusteller-Kollegin lange in einem „Telefonhäusle“, das wärmte, und wartete bei netten Gesprächen auf die Zeitung.
Die ersten zwei Jahrzehnte war Johanna Göppert noch mit dem Fahrrad als Zustellerin unterwegs, bei gutem Wetter zumindest. Einmal, erinnert sie sich – es müsse in den 80ern gewesen sein, jedenfalls zu einer Zeit, als es noch kein Streusalz gab – habe sie einen Wäschekorb voll mit Zeitungen auf einen Schlitten gebunden. „Das hat gut funktioniert, aber auch länger gedauert“, erzählt sie lachend.
Heute sei vieles einfacher. Zum Beispiel würden die Bewegungsmelder an den Häusern sehr helfen. Und die Hunde, die sie früher oft erschrocken hätten, blieben jetzt alle im Haus und würden erst dann in den Hof gelassen, wenn ihre Besitzer die Zeitung reinholen. Das habe sie so mit den Abonnenten abgesprochen.
Apropos Tiere, von denen begegnen einem nachts so einige. Einmal – „das vergesse ich nie“ – habe sie eine Horde Wildschweine erspäht, ein andermal kreuzten streunende Hunde ihren Weg.
Ehemals angefangen, weil sie sich etwas dazuverdienen wollte, kann sich die heutige Rentnerin ein Leben ohne ihre morgendliche Tour nicht mehr vorstellen: „Mir würde wirklich etwas fehlen.“ Überhaupt, um 5 Uhr in der Früh „Feierabend“ zu haben, hat auch seine Vorteile. Die Göpperts erwischen immer die besten Stücke vom Bäcker.
INFO: Wer sich für einen Nebenjob als Zusteller im Verbreitungsgebiet der MITTELBADISCHEN PRESSE interessiert, kann sich unter www.zusteller-ortenau.de informieren und dort auch gleich das Bewerbungsformular ausfüllen. Kontakt über Whatsapp: 0172/7412118.
Fotos: Christoph Breithaupt